Gedicht des Monats Oktober

Mein Stoffhase

Meinen Stoffhasen kann niemand kaufen.
Mein Paul, der gehört zu mir.
Ich würde die Haare mir raufen,
wär Paul plötzlich nicht mehr hier.

Ich würde ihn auch nicht verschenken,
weder Aişe noch Illya noch dir.
Ich will daran gar nicht denken,
Paul ist mein Kuscheltier.

Vielleicht würd ich ihn aber teilen,
du kennst ja sonst niemanden hier.
Wir könnten die Pfote ihm heilen
und du dürftest wohnen bei mir.

Gedicht des Monats September

Fernreisen

Ein Fisch im Wasser sich verirrte
und in das Sternenmeer entschwirrte.

Ein Stern, der steil vom Himmel stürzte
und sich die Zeit im Meer verkürzte.

Ein Regentropfen, der vom Kurs abkam
und einen Umweg durch das Weltall nahm.

Ein Wind, der überm Ozean verwehte
und landete im Hof von Tante Käthe.

Und Käthe, die im Garten war,
versteckte ihn in ihrem weißen Haar.

Gedicht des Monats August

Löwen auf Helgoland

Fuhr eine Möwe, die in Afrika
mal in der Wildnis einen Löwen sah,
als blinder Passagier auf ’nem Containerschiff
vorbei am Helgoländer Kliff.
So rot hatt‘ sie noch keinen Fels im Meer gesehen.
Da war es um die Möwe schnell geschehen.
Sie ließ sich vom Containerschiff
im Wind herüberwehn zum roten Kliff
und fragte all die Helgoländer Möwen
im Ober- und im Unterland,
im Hafen und am Klippenrand:
Gibt es hier wie in Afrika auch Löwen,
die brüllen, gähnen, in der Sonne schlafen?
Moin, sagten da die Lach- und Silbermöwen,
flieg doch mal rüber an den Dünenstrand,
dort liegen sie im Sand total entspannt.
Ob Löwe, Robbe oder Hund, tun sie nicht kund,
doch wenn sie gähnen oder lauthals brüllen,
im warmen Sonnenlicht die Lungen füllen,
dann hüte dich vor ihrem Schlund.

Gedicht des Monats Juni – Erwachsenengedicht

Schutt

Wir sitzen am Tisch
die Kälte der Nacht noch allgegenwärtig
die dunklen Schatten
Nebel der nicht steigt
liegt vor dem Fenster

Wir schauen nicht auf
erinnern die Bilder unserer Albträume
zerstörte Häuser
ein graues Schuttmeer
und schwarze Luken

Wir senken den Blick
in die gewohnten Berichte der Zeitung
entfernen uns
von den Menschen
hinter zerstörten Scheiben