Gedicht des Monats Oktober

Wenn sich die Amöbe
nicht durchs Wasser schöbe

Hätt sie mehr als eine Zelle
und im Kopf nicht eine Delle,
flög sie in der Sommerhelle
mit ‘nem Gleitschirm herrlich schnelle
über jede Meereswelle.

Hätt sie mehr als eine Zelle,
stieg sie aus der engen Pelle,
suchte in der Kleinstadt Melle
Öl aus tiefer Erdenquelle,
äße gerne Tagliatelle.

Doch sie hat nur eine Zelle,
beißt in keine Frikadelle,
tritt auch über keine Schwelle,
schöpft die Weisheit nicht per Kelle,
baut sich keine Zitadelle.

Keine Kalorientabelle,
nichts mit Fasching und Kamelle.
Alles Leere, Bagatelle.
Aber ohne diese Zelle
wär hier nichts an seiner Stelle.

Wär der Zoo ohne Gazelle
und der Fluss ohne Forelle,
nirgends flöge ‘ne Libelle,
reifte keine Mirabelle,
Hunde machten kein Gebelle.

Stille wär an ihrer Stelle,
weit und breit nicht ein Geselle
freute sich an Tagliatelle,
schöb nicht die Amöbenzelle
dumm sich durch die Wasserwelle.

Gedicht des Monats August

Verwechslung

Malermeister Franz
packte eine Kuh am Schwanz,
wollt ihr malen schwarze Streifen,
was die Kuh nicht konnt begreifen.
Schwarz und weiß, na bitte sehr,
aber Streifen sind verquer.
Franz der Malermeister
tauchte ein koppheister
in den Eimer ihre Quaste,
was der Kuh erst recht nicht passte.
Unter lautem Brüllen, Rufen
schlug sie mit den Hinterhufen
ihm den Eimer aus der Hand.
Franz das gar nicht lustig fand.
Auch die Kuh kam nicht zur Ruhe,
schlug den Schwanz unter Gemuhe,
bis gescheckt Franz’ weißer Kittel,
schwarz gefleckt zu einem Drittel.
Dann erst drehte sie sich um
und fand wiederkäuend stumm
seltsam, was sie vor sich sah:
Wieso stand ein Ochse da?

Gedicht des Monats Juni

Gedicht in Flohsprache

                   nach und für Jan Koneffke

Hoho, do Floh!
Hoho, do Floh!
Wos schrost do so?

Oh, oh, oh, oh,
och bon k. o.
Mon ormer Po,
dor jockt moch so,
schrot lot dor Floh
ond ronnt ofs Klo.