Gedicht des Monats Mai

Strichmännchen

Gestern wollte ich ein paar Strichmännchen malen,
doch sie weigerten sich unter lausigen Qualen.

„Nicht mal uns kriegst du halbwegs erkennbar hin.
Du zeichnest so schlecht, es hat keinen Sinn.

Da ließ ich sie ziehen, sie rannten davon.
Ich hörte sie kreischen, ihre Stimmen voll Hohn.

Na gut, sagte ich mir, dann eben nicht,
und schrieb stattdessen dieses Gedicht.

Gedicht des Monats April

Wenn Ameisen reisen

Siebenzwanzig Ameisen
wollten gern verreisen,
ließen sich von Meisen
für den Flug verspeisen.
Doch der Plan schien zu entgleisen,
als die Schar der Meisen
flog und flog in Kreisen,
bis den kleinen Ameisen
schlecht war vom Verreisen
und sie schnell den Hinterausgang
nahmen von den Meisen.

Gedicht des Monats Februar

Begegnung

Plötzlich stand ein Fuchs
in meinem Zimmer,
was mich überraschte.
Er wollte nicht fressen,
rührte sich nicht.

Der Fuchs beäugte mich lange.
Ich schaute zurück.
Wir schwiegen.

Als er den Kopf wandte,
ging ich mit ihm,
ging er mit mir.

Gedicht des Monats Januar

Die Tüte

Eine Tüte kam gelaufen
wollte ein paar Brötchen kaufen
riss ein Windstoß auf die Tür
der war eigentlich hinter ihr
knallt die Türe wieder zu
war die Tüte platt im Nu
und die Beine krumm und schief
Tüte nie mehr Brötchen holen lief

Gedicht des Monats Dezember

Strandmuscheln

Hast du die tuschelnden Muscheln gesehen,
so ganz alte Truscheln mit offenen Guscheln,
wie sie durch die Bartbuscheln nuscheln
beim Duscheln
in lauwarm wuschelnden
Kaulquuppelpfuscheln?
Echt miese Luscheln,
die alten Muscheln.