Gedicht des Monats Dezember

Leichter Schnee

Einmal zählte ich den Schnee.
Ich zählte die Flocken, ihre Kristalle.
Die Spitzen alle
berührten wie winzige Katzentatzen
behutsam den See.
Als würden sie fast noch schweben,
zitternd vor Leben.
Als würden sie nur einen Augenblick schwatzen
und flögen dann weiter
wie eine eisige Fee.

In der Heimat von Josef Guggenmos

Seit diesem Jahr wird der Josef-Guggenmos-Preis im Geburts- und Heimatort des 2003 verstorbenen Dichters verliehen. Irsee, das inmitten des Allgäu – in der Nähe von Kaufbeuren – liegt, ist berühmt für sein im Barock erbautes Benediktinerkloster, das heute eine wunderbar hergerichtete Tagungsstätte beherbergt. Die Verleihung des einzigen deutschen Kinderlyrikpreises war dort in dem schönen Ambiente eingebettet in eine Tagung zum Thema „Eine neue Sicht auf das Kindergedicht“. Vorträge gab es von Professor Hans-Heino Ewers, dem Guggenmos-Entdecker und ehemaligen Verleger Hans-Joachim Gelberg, aber auch von namhaften Autoren wie Susan Kreller (über das Lyrik-Übersetzen), Nadia Budde (über das Lyrik-Illustrieren), Paul Maar (über die Frage, warum sich Kinder für Gedichte begeistern) und mir (über Sprachkunst im Kindergedicht). Eine große Lesung mit dem diesjährigen Preisträger Michael Hammerschmid aus Wien, Arne Rautenberg aus Kiel, dem Preisträger des ersten Preises von 2016, Heinz Janisch und den zuvor genannten Autoren ergänzte die gelungene und gut besuchte Tagung. Wer will, kann meinen Vortrag hier nachlesen.

Bild: (c) Ulrich Störiko-Blume, München

Gedicht des Monats November

Federn

Mein Engel zählt seine Federn,
die schönen mit weichem Flaum.

Sein Körper ist uralt und ledern,
er fliegt mir durch meinen Traum.

Ich lebe in schwarzgrünen Zedern
und halte die Vögel im Zaum.

Ich sammle die taumelnden Federn
und hänge sie neu in den Baum.

Große Preisverleihung in Volkach

Ein sonniger Herbsttag mit warmem Wetter und goldener Laubfärbung: So präsentierte sich der berühmte Weinort Volkach am Main, als ich am 19. Oktober den „Großen Preis“ überreicht bekam. Eine rundum gelungene Veranstaltung, die Akademie-Chefin Claudia Pecher organisiert hatte: eine Laudatio von Michael Augustin (was für wunderbare Worte zu meiner Lyrik!), ein kurzweiliges und interessantes Gespräch mit Christiane Steen über das Übersetzen (zwei Kollegen und Freunde, die das Gleiche lieben), ein von Johannes Öllinger genial vertontes Gedicht („Sommernacht“). Was kann man sich Schöneres wünschen als einen so rundum gelungenen Festtag mit vielen Freunden und Weggefährten. Ich bin noch immer ganz gerührt und unendlich dankbar.

Fotos: © Andreas Kneitz/webflasher

Sonderpreis für das übersetzerische Gesamtwerk

JuLit3Kaum zu fassen – ich bin überglücklich und zutiefst gerührt von den vielen Reaktionen auf der Frankfurter Buchmesse, wo mir bei der Verleihung des Deutschen Jugendliteraturpreises 2018 der Sonderpreis für das Lebenswerk eines Übersetzers zugesprochen wurde. Der Sonderpreis geht abwechselnd an AutorInnen, IllustratorInnen und ÜbersetzerInnen. Zuletzt wurden als Übersetzer Angelika Kutsch (2014), Tobias Scheffel (2011), Gabriele Haefs (2008) und Harry Rowohlt (2005) geehrt. Der Preis für ein übersetzerisches Gesamtwerk ist im Übrigen erst zum achten Mal vergeben worden. Überreicht wurde er von Bundesfamilienministerin Franziska Giffey. Die Laudatio hielt die Vorsitzende der Sonderpreisjury Professor Heike Elisabeth Jüngst.

Hier die Kurzbegründung der Jury.

 

Bilder: © AKJ / Sebastian Kissel