Troisdorfer Bilderbuchpreis für den Tiger

Am 2. September wird zum 24. Mal der Troisdorfer Bilderbuchpreis verliehen. Die Jury hat nun entschieden: Der 1. Preis geht an Susanne Kranz für ihre Zeichnungen zu meiner Geschichte „In meinem Rucksack wohnt ein Tiger“. Das Buch ist im letzten Jahr bei Sauerländer erschienen. In der Jurybegründung heißt es: „Mit ihren wenigen, immer wiederkehrenden Farben und kolorierten Umrisszeichnungen erschafft Sabine Kranz einen Tiger mit eher katzenähnlichem Äußeren, der angeblich in Bens Rucksack wohnt. Doch sehen wir als Leser*innen den Tiger immer wieder – und zwar außerhalb des Rucksacks. Die eher phantastische, da übergroße und teilweise durchsichtige Erscheinungsform des Tieres lässt dabei vermuten, dass der Tiger nicht real existiert. Tatsächlich bleiben Text-und Bildkonstellation sehr deutungsoffen und überlassen dem Lesenden zahlreiche Freiräume, die dazu einladen, selbst zu entdecken und zu interpretieren. Die zahlreichen Nebenszenen wiederholen Gleiches. Kurzum: Ein wunderbares, ästhetisch reizvolles Buch über Phantasie und Freundschaft, das durch seine Uneindeutigkeit in Wort und Bild zum aktiven Lesen motiviert.“ Schöner kann man unser Buch nicht beschreiben.

Der 2. Preis geht an Susanne Straßer für ihr Buch „Wenn Gott ein Kaninchen wäre“ im Herder Verlag, der 3. Preis an Bernd Mölck-Tassel für sein Bilderbuch „Wir Menschen“ bei Jacoby & Stuart. Nina Maria Drangmeister bekommt den Förderpreis für ihre Bilder zu dem bekannten Gedicht von Rainer Maria Rilke, „Der Panther“ Eine unabhängige Kinderjury entschied sich für das Buch „Was macht ihr denn da?“ von Alexandra Prischedko in der Edition Bracklo.

Gedicht des Monats Juni – Erwachsenengedicht

Schutt

Wir sitzen am Tisch
die Kälte der Nacht noch allgegenwärtig
die dunklen Schatten
Nebel der nicht steigt
liegt vor dem Fenster

Wir schauen nicht auf
erinnern die Bilder unserer Albträume
zerstörte Häuser
ein graues Schuttmeer
und schwarze Luken

Wir senken den Blick
in die gewohnten Berichte der Zeitung
entfernen uns
von den Menschen
hinter zerstörten Scheiben

Hanna Johansen ist tot

Hanna Johansen, die wunderbare Erzählerin, die in Bremen geboren wurde und seit 1972 in Kilchberg am Zürichsee lebte und arbeitete, ist am 25. April nach langer Krankheit gestorben. Sie hat auch Gedichte geschrieben – eines war gerade Abituraufgabe in NRW (erschienen in der Nummer 24 der Zeitschrift DAS GEDICHT zum Thema „Heimat“). Und ihr letztes Herzensprojekt war ein Band mit ihren gesammelten Kindergedichten. Die gleiche Idee schwebte auch mir schon lange vor: ein Buch mit all ihren großartig um die Ecke gedachten Versen herausgeben. Gesagt, getan. Im letzten Herbst ist das Buch mit dem Titel „Alphabet der Träume“ bei dtv in der Reihe Hanser erschienen – mit den Bildern ihrer Wunschillustratorin Rotraut Susanne Berner. Was für eine Freude in all der Trauer, ihr dieses Buch mit auf die letzte Reise geben zu dürfen. Sie hat es geliebt.

Gedicht des Monats Mai – Erwachsenengedicht

Robinson

Sie hat Lichter gesetzt
und gesagt ich soll ihnen folgen
doch sie hat mich auf eine Irrfahrt geschickt
fort von ihrem Felsen
ihretwegen habe ich überlebt
mein Schiff nicht gestrandet
aber wo gehe ich jetzt an Land
Robinson an einem Freitag
ohne Koordinaten
unter dem unendlichen Himmel
ohne funktionierendes GPS

Neuer Kindergedichtband kommt im November

Mein neuer Gedichtband für Kinder ist fertig und wird im November wie gewohnt beim Elif Verlag in Nettetal erscheinen. Es ist wunderbar, den erfolgreichen Verleger, Dichter und Autor Dincer Gücyeter wieder an meiner Seite zu wissen. Das Buch wird 56 Gedichte enthalten und einen Umfang von 96 Textseiten haben. Für mich schließt der neue Band mit dem Titel „Der Name des Glücks“ unmittelbar an die Sammlung „Die Muße der Mäuse“ an, die ich 2018 bei Elif verlegt habe, und zeigt, wie sich mein Schreiben für Kinder in den letzten fünf Jahren fortentwickelt hat. Wobei sich in dem Band auch einige Texte finden, die schon vor der „Muße“ angedacht waren, aber jetzt erst ihre endgültige Form gefunden haben. Das Cover und die Innenillustrationen werden wieder von Manfred Schlüter gestaltet sein, der auch „Die Muße der Mäuse“ und den Band „Mäusekino“ (2020) gestaltet hat. Wir sind ein perfektes Team.