Statement zur Diskussion um den Roman „Bunker Diary“

Ja, ich finde auch, dass das ein erschreckender Ausgang in dem Roman „Bunker Diary“ von Kevin Brooks ist. Aber ich sehe dennoch ein positives Element, das den Roman ganz besonders prägt. Linus, der das Tagebuch schreibt, übernimmt von dem Moment an, als die knapp zehnjährige Jenny in den Bunker kommt, Verantwortung für sie. Er hat noch nie für irgendjemanden Verantwortung übernommen oder übernehmen müssen. Jetzt weiß er, dass er nur durch seine Fürsorge die eigene Menschenwürde in der verbleibenden Zeit bewahren kann. Und er bewahrt sie wirklich. Für ihn ist es undenkbar, den todkranken Professor oder den ebenso ruinierten Bird zu töten, um dadurch – vielleicht – freizukommen, obwohl beide nur noch Stunden oder Tage zu leben haben. Es ist für ihn nicht akzeptabel. Linus überdenkt auch sein Leben, nähert sich seinem Vater an, söhnt sich indirekt mit ihm aus. Und er begleitet Jenny bis zum Tode, tröstet sie, hört ihr zu, hilft ihr. Erst als Jenny endgültig tot ist, verlässt ihn seine Lebenskraft – und es ist angedeutet, dass er Menschenfleisch isst. Der animalische Überlebensdrang ist jetzt stärker als die Kraft, seine Menschenwürde zu behalten. Es gibt keine Aufgabe mehr in Linus‘ Leben.

Das ist für mich der Kern des Buches, die Frage, wie ich meine Menschenwürde in einer menschenfeindlichen, menschenverachtenden Umgebung und Zeit bewahren kann, wie ich in unserer Gesellschaft angesichts von Gewalt, Folter und Krieg Mensch bleibe, egal wie viel Zeit mir bleibt. Im Individuellen Verantwortung zu tragen, obwohl höhere Mächte sich an keine Verantwortung halten, das macht uns erst zu dem, was Menschsein eigentlich heißt.

Gastvortrag: Einblick in die Kinderlyrik

Am 18. Juni halte ich einen Gastvortrag an der Uni Regensburg zum Thema „Kinderlyrik in der Schule“. Wie wichtig ist es, Kinder an das Spiel mit der Sprache, an das Erzeugen von Bildern und Vorstellungen durch Sprache, an das Wahrnehmen und Selbsterzeugen von Klängen in der Sprache heranzuführen und ihre Sprachphantasie zu beflügeln? Wissenschaftler haben festgestellt, dass gerade Migrantenkinder über Gedichte und Lieder viel leichter lernen, mit der deutschen Sprache umzugehen und in ihr kreativ zu werden.

Am selben Tag findet zudem ein Workshop über meine Arbeit als Übersetzer und meine Beschäftigung mit dem Schriftsteller Kevin Brooks statt.

Weitere Infos gibt es hier.

Ein Schwein schreibt Tagebuch

PIGUNGLAUBLICH? Nein. Gerade ist die Übersetzung fertig geworden. Ein tolles, urkomisches Buch, das im nächsten Jahr bei Boje erscheint. Der englische Originaltitel: „The Unbelievable Top Secret Diary of PIG“ von Emer Sharp. Natürlich erzählt Schwein seine Geschichte ein bisschen ungelenk. Aber gerade das klingt super komisch. Das falsche Englisch war allerdings verdammt schwer ins Deutsche zu transportieren. Aber jetzt, sagt Schwein, ist es zufrieden. Und hier, was Schwein sonst noch zu seinem Buch sagt: „Hi. Ich bin Schwein. Das ist mein Tagebuch. Es ist super STRENG GEHEIM, aber Ente und ich sind uns einig, du musst es lesen, damit du uns helfen kannst. Weil wir stecken nämlich ein bisschen in der Klemme. Na ja, das stimmt nicht ganz, wir stecken total in der Klemme. Ich hoff, du glaubst mir das, was ich geschrieben hab, weil Ente meint nämlich, es ist UNGLAUBLICH. Aber das stimmt nicht. Es ist mein Leben.“

Hexenkinder im November

Zehn_kleine_HexenkinderIm November erscheint mein Bilderbuch „Zehn kleine Hexenkinder“ im Boje Verlag. Wie schon den Gedichtband „Unsinn lässt grüßen“ hat auch dieses Buch Erhard Dietl illustriert. Einen Vorgeschmack auf Dietls wunderschöne Hexenkinder-Bilder bietet das Cover, das gerade im Verlag vorgestellt wurde.

JugendMedienJury zeichnet „Naked“ aus

Der Roman „Live fast, Play Dirty, Get Naked“ von Kevin Brooks wurde von der JugendMedienJury Frankfurt zum besten Jugendbuch 2014 gewählt. Die JugendMedienJury ist eine Aktion der Stadtbücherei Frankfurt und besteht aus rund 50 Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren. Jährlich werden hier die besten Medien für junge Leute gekürt.