Gedicht des Monats Oktober

Wenn sich die Amöbe
nicht durchs Wasser schöbe

Hätt sie mehr als eine Zelle
und im Kopf nicht eine Delle,
flög sie in der Sommerhelle
mit ‘nem Gleitschirm herrlich schnelle
über jede Meereswelle.

Hätt sie mehr als eine Zelle,
stieg sie aus der engen Pelle,
suchte in der Kleinstadt Melle
Öl aus tiefer Erdenquelle,
äße gerne Tagliatelle.

Doch sie hat nur eine Zelle,
beißt in keine Frikadelle,
tritt auch über keine Schwelle,
schöpft die Weisheit nicht per Kelle,
baut sich keine Zitadelle.

Keine Kalorientabelle,
nichts mit Fasching und Kamelle.
Alles Leere, Bagatelle.
Aber ohne diese Zelle
wär hier nichts an seiner Stelle.

Wär der Zoo ohne Gazelle
und der Fluss ohne Forelle,
nirgends flöge ‘ne Libelle,
reifte keine Mirabelle,
Hunde machten kein Gebelle.

Stille wär an ihrer Stelle,
weit und breit nicht ein Geselle
freute sich an Tagliatelle,
schöb nicht die Amöbenzelle
dumm sich durch die Wasserwelle.