Gedicht des Monats November

Siebenschläfer-Schlaflied

Siebensiebzig Siebenschläfer schlafen
siebensiebzig Stunden still und stumm.
Und nach siebensiebzig Stunden stillem Schlafen
steht den siebensiebzig stummen Schläfern
still der Sinn nach siebensiebzig stummen Stunden Schlaf.

(So siebensiebzigmal schläfrig singen)

Gedicht des Monats Oktober

Gewittertiere

Gestern hab ich ‘ne Katze am Himmel entdeckt,
die hat sich im Sprung weit nach vorne gereckt.
Ein riesiger Hund mit weißgrauem Fell
riss sein Maul auf zu einem lauten Gebell.
Danach ist ein Drache vorübergekommen,
sein wildes Gesicht hat wie Feuer geglommen.
Dann ist noch ein Walross aufgezogen,
das hat garantiert tausend Tonnen gewogen
und all die anderen Tiere verschluckt.
Da kriegte ich Angst, hab schnell weggeguckt.

 

Gedicht des Monats September

Spiegelbilder

Wie die Möwen gedrängt auf dem Geländer hocken,
reglos still und unerschrocken.
Doch unten im Wasser, da spiegeln sie sich,
schaukeln kopfüber im flimmernden Licht,
warten, dass sich die Scheibe der Sonne verbiegt,
ein Schatten unter das weiße Geländer sich schiebt,
dann tauchen sie ab im tiefen Blau,
schreien zum Himmel.
Ihre Stimmen sind rau.

Gedicht des Monats Mai

Diebische Möwe

Es flog eine Möwe am Fenster vorbei
und sah eine Tüte mit Fressen,
das dort zum Kühlbleiben hing.

Ich hörte nur kurz ihren lauten Schrei,
hab lesend im Sessel gesessen,
als sie sich den Beutel fing.

Fort flog sie über die Boote am Kai,
von Lust und Hunger besessen.

Die leere Tüte zu Boden ging
und ich hatte nichts mehr zu essen.