Einen Luchs für den Koffer

Surprise! Surprise! Jeden Monat vergibt die Zeitung DIE ZEIT gemeinsam mit Radio Bremen den LUCHS. Eine ehrenwerte Kinderbuchauszeichnung. Ich habe sie bislang weder für eines meiner Gedichtbücher noch für irgendeine Übersetzung erhalten, nur einmal als Herausgeber für die Jugendbuchfassung des berühmten Romans „Der Baron auf den Bäumen“ von Italo Calvino. Das war 1992. Natürlich wünscht man sich immer, diesen seltenen Luchs zu sichten und zu bekommen. Und nun, im April 2020 ist es passiert: Die Auszeichnung geht an das von mir übersetzte Bilderbuch „Der Koffer“ von Chris Naylor-Ballesteros, das gerade bei Sauerländer erschienen ist. In der Begründung zu der Auszeichnung heißt es: „Mit Der Koffer findet Naylor-Ballesteros ein so naheliegendes wie geniales Bild für das, was die mehr als 70 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind, an Erlebnissen und Entbehrungen, Verlusten und Ängsten mit sich herumtragen.“ Das Buch gehört zu meinen besonderen Lieblingen unter den Übersetzungen. Ich freue mich, dass es nun mit dem LUCHS geehrt wird. Hier der Link zur ZEIT-Besprechung.

Lyrik in Corona Zeiten 1

Auf „DAS GEDICHT blog“, dem Online-Forum der Zeitschrift DAS GEDICHT, erscheint anlässlich der umfassenden Auswirkungen des Corona-Virus eine neue Online-Anthologie: Lockdown-Lyrik! Quarantäne querdenken“ mit Gedichten, die sich in literarischer Form mit der Pandemie-Krise befassen. „Es darf uns die Sprache nicht verschlagen“, sagen die drei Herausgeber Alex Dreppec, Fritz Deppert und Jan-Eike Hornauer, die inzwischen schon einige Texte online gestellt haben. Es sind etliche sehr lesenswerte Gedichte dabei und es werden immer mehr. Am Dienstag, den 7. April um 15.38 Uhr geht auch mein Gedicht „Der Platz“ online, das übrigens kein Kindergedicht ist. Nachzulesen ist der Text dann hier.

Gedicht des Monats April

Verkehrt

Wenn der Mist auf dem Hahn sitzt
und die Nacht durch die Eule flitzt,
wenn die Stunde die Kirchturmuhr schlägt
und der Reiter sein Pferd trägt,
dann steht der Kopf auf der Welt
und das Gedicht im Hund bellt.

Fünf Jahre Kindergedichte im Blog

Fast geht es in diesen Zeiten unter, in denen die Angst vor dem Corona-Virus uns immer fester im Griff hält. Und es gibt ja im Moment auch wirklich wichtigere, dramatischer Ereignisse. Aber trotzdem braucht es immer wieder schöne Dinge, von denen wir andern erzählen können, um mal kurz aus der Dauerschleife herauszukommen und durchzuschnaufen: So will ich heute an dieser Stelle berichten, dass es nunmehr fünf Jahre her ist, seit ich im Blog der Zeitschrift DAS GEDICHT zum ersten Mal einen Dichter mit Kinderlyrik vorstellen durfte. Dafür gebührt dem großen Lyrik-Netzwerker und für alle Ideen offenen Herausgeber Anton G. Leitner mein ewiger Dank. Ohne seine Bereitschaft, den Kindergedichten in Zeitschrift und Blog Raum zu geben, hätte es eine solche Sammlung niemals gegeben – eine Sammlung von nun schon mehr als 350 neuen Versen für junge (und alte) Leser. Damals, im März 2015, begann ich mit dem leider viel zu früh verstorbenen Peter Maiwald, den ich noch selber gut kannte. Inzwischen sind 60 Folgen erschienen, zweimal ging es um Gedichte zur Fußball-WM 2018 und einmal habe ich Gedichte von Kindern als Weihnachtsausgabe vorgestellt. Gerade erscheint mit Volker Maaßen der erste Beitrag des sechsten Jahrgangs (10. April) und mit Sigrid Eyb-Green aus Wien und Inge Meyer-Dietrich aus Recklinghausen, die das 2. Quartal 2020 ergänzen, sind es dann tatsächlich 60 Autoren, die im Blog mit ihren Kindergedichten vorgestellt wurden. Das ist eine unglaubliche Online-Anthologie, die ich niemals für möglich gehalten hätte. Und es geht weiter, auch der sechste Jahrgang ist schon zu einem großen Teil fixiert. Wer noch mal schauen will, welche Autoren bis jetzt dabei waren, der findet sie hier. Und wer die Beiträge selber nachlesen möchte, der findet sie wie immer im Blog der Zeitschrift Das Gedicht.

Nominiert für den Jugendliteraturpreis

Leipzig muss ausfallen wie so viele Kulturveranstaltungen in diesen Tagen der fortschreitenden Corona-Epidemie. Was sonst am Messedonnerstag in einem großen Saal präsentiert wird, gibt es dieses Jahr nur online unter www.jugendliteratur.org – die Verkündung der nominierten Titel für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020. In allen Kategorien waren im Laufe meiner fast zwanzigjährigen Übersetzertätigkeit schon Titel vertreten, nur nicht im Bilderbuch. Jetzt hat sich das geändert und ich freue mich sehr, dass ausgerechnet das wunderbar poetische Buch „Das Haus, das ein Zuhause war“ von Julie Fogliano (Text) und Lane Smith (Illustrationen) nominiert wurde. Die amerikanische Autorin Julie Fogliano ist bei Sauerländer bereits mit zwei anderen Bilderbüchern vertreten, die ich auch übersetzt habe. Mein Lieblingsbuch: „Wenn du einen Wal sehen willst“ (mit Illustrationen Erin E. Stead, 2014). Von Altmeister Lane Smith habe ich ebenfalls schon zwei andere Bücher für Sauerländer ins Deutsche übertragen, zum Beispiel den großartigen Band „Die Fährte der Kinder“ (2016), der sich eigentlich gar nicht übersetzen ließ und für die Sauerländer-Ausgabe ganz neu erfunden werden musste.