Die Jury-Begründung zur „Hinundhering“-Nominierung

Inzwischen hat der Arbeitskreis für Jugendliteratur (AKJ) die Begründungen für die diesjährigen Nominierungen zum Deutschen Jugendliteraturpreis bekanntgegeben. Für die Nonsens-Anthologie „Ununterbrochen schwimmt im Meer der Hinundhering hin und her“ erklärt die Jury:

„In den Gedichten von Christian Morgenstern, Karl Valentin, Joachim Ringelnatz, Ernst Jandl bis hin zu Heinz Erhardt, Michael Ende und Otto Waalkes geht es primär um eines: Nonsens. Jedes der Gedichte fordert zum Schmunzeln oder Lachen heraus, verlockt dazu, sich auf Sprachspiele einzulassen, Widersprüche und Doppeldeutigkeiten zu durchschauen. Die spielerische Leichtigkeit der Texte ist dabei oft mit subversiven Elementen verbunden, wenn Regeln und Normen gebrochen werden. Die Anthologie vereint Texte bekannter und weniger bekannter Dichter, streift die Literaturgeschichte, aber auch die Populärkultur. Dem Herausgeber Uwe-Michael Gutzschhahn gelingt damit eine ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Zusammenstellung, die vom Rhythmus und Klang der Sprache zeugt. Besonders machen diesen Band auch dessen außergewöhnliche Haptik und Optik. Sabine Wilharm ist es gelungen, den Nonsens-Gedichten Illustrationen beiseite zu stellen, die ebenso absurd und spielerisch sind wie diese und mit den Versen in einen einzigartigen Dialog treten.“

Gedicht des Monats Juni

Herr Bauer

Ein Schaf das mähte durch die Wiese
das fand Herr Bauer keck.

Drum kaufte er noch einen Mäher
zu zweit klappt alles eher.

Der Mäher aber knurrte fiese
da lief das Schaf schnell weg.

„Smart“ ist Jugendbuch des Monats

Schon im Mai wurde das bei dtv junior erschienene Jugendbuch „Smart“ der englischen Autorin Kim Slater von der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum Buch des Monats gewählt.
Ehrlich gesagt, ich freue mich sehr über diese Auszeichnung, denn „Smart“ zählt zu den schönsten und literarisch besten Büchern, die ich in den letzten 15 Jahren übersetzt habe.
Der Roman erzählt die Geschichte eines autistischen Jungen, der durch seine genaue Beobachtung und seine Fähigkeit, Dinge und Menschen perfekt in seinen Zeichnungen festzuhalten, den Mord an einem Obdachlosen aufklärt und dadurch sich und seine Mutter von den boshaften Übergriffen seines Stiefvaters erlöst. Aber es ist weniger die spannend erzählte Geschichte, die diesen Roman zu etwas Besonderem macht, sondern vielmehr Kim Slaters bildhafte Sprache, mit der sie dem Leser die Szenen und Figuren des Romans in knappen Beschreibungen vor Augen führt.

Autoren präsentierten in München Kindergedichte

So lautete das Motto einer dreitägigen Veranstaltung zur Kinderlyrik, die vom 29. April bis 1. Mai in München stattfand. Am Freitagabend diskutierten die Autoren Susan Kreller, Arne Rautenberg und ich sowie die Herausgeberin und Kritikerin Christine Knödler im Lyrik Kabinett in der Form eines literarischen Quartetts vier Gedichtbücher: Frantz Wittkamps Neuerscheinung „In die Wälder gegangen, einen Löwen gefangen“, Jürg Schubigers Band „Der Wind hat Geburtstag“, Shel Shilversteins posthum erschienene Sammlung „Einmal mit allem“ in der Übersetzung von Harry Rowohlt und das von Regina Kehn gestaltete Gedichtbuch „Das literarische Kaleidoskop“. Die Veranstaltung war bestens besucht und das erwachsene Publikum erfuhr viel über den Wert von Kinderlyrik in unserer Zeit. Am Sonntag lasen dann sechs Autoren – Tanja Dückers, Ulrike Almut Sandig, Arne Rautenberg, Heinz Janisch, Mathias Jeschke und Michael Augustin – ihre am Vortag im Workshop auf Schloss Blutenburg entstandenen Kindergedichte. Zu der Matinee waren am Maifeiertag zahllose interessierte Eltern mit ihren Kindern gekommen. Die Gedichte sollen nun noch einmal von den Autoren überarbeitet werden und zu einem späteren Zeitpunkt in Buchform erscheinen.

Lesung

  1. l. n. r.: Uwe-Michael Gutzschhahn, Susan Kreller, Christine Knödler und Arne Rautenberg beim Kinderlyrischen Quartett

Erster deutscher Kinderlyrik-Preis

Zum 40-jährigen Bestehen der Volkacher Akademie für Kinder- und Jugendliteratur wird am 18. November 2016 erstmals der Josef-Guggenmos-Preis vergeben. Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert und die erste Auszeichnung in Deutschland, die sich ausschließlich der Gattung Kindergedicht widmet. Der Preis soll alle zwei Jahre für Gedichtbücher vergeben werden, die in diesem Zeitraum erschienen sind. Benannt wurde der Preis nach einem der wichtigsten deutschsprachigen Kinderlyriker des vergangenen Jahrhunderts. Josef Guggenmos lebte von 1922 – 2003. Sein Gedichtband „Was denkt die Maus am Donnerstag“ gehört bis heute zu den erfolgreichsten Büchern der Reihe dtv junior und wurde über 400.000 mal verkauft.